Das Grabtuch von Turin
(Fatima-SŸhnemesse am 13.September 1978)
So vieles kšnnte ich heute bei
dieser Fatima-SŸhnemesse berichten Ÿber die eindrucksvolle, gnadenreiche
Pilgerfahrt, die ich vom 18.August bis 4.September mit 46 Pilgern im Alter von
18 bis 85 Jahren unternehmen durfte durch die Schweiz und Frankreich nach
Spanien und dann wieder zurŸck durch Frankreich, Italien und die Schweiz.
Wie viel Schšnes und Erhebendes
aus Natur und †bernatur haben wir bei strahlend schšnem Wetter zu sehen
bekommen bei der herrlichen Fahrt Ÿber die Schweizer Passstra§en nach Andermatt
und von dort Ÿber die ehemalige Papst-Residenzstadt Avignon in Frankreich zum
gro§en, ehrwŸrdigen katalanischen Marienheiligtum am Montserrat in Nordspanien.
Dann er lebten wir in Valencia in Mittelspanien das ergreifend schšne, wundertŠtige
Mariengnadenbild der "Mutter der UnterdrŸckten und Obdachlosen" und
verehrten in der Kathedrale die dort aufbewahrte kostbare Reliquie des Grals,
den Kelch, mit dem der gšttliche Heiland das Letzte Abendmahl gefeiert hat und
zu dem einst Parzival gepilgert ist.
In der herrlich gelegenen Stadt
Granada an der Sierra Nevada hat uns au§er der Kathedrale vor allem die Kirche
und das Grab des GrŸnders der Barmherzigen BrŸder, des hl. Johannes von Gott,
tief beeindruckt. Ich durfte in der Predigt bei der hl. Messe an diesem
Heiligengrab darauf hinweisen, wie sich der Hl. Geist in einem schwachen,
sŸndigen Menschen als wahrhaft gšttlicher KŸnstler erwiesen hat, der aus dem
schlechten Holz eines Abenteurers und ruhelosen Vagabunden einen gro§en
Heiligen der Caritas geschnitzt hat.
In Sevilla haben wir in der
Kšniglichen Kapelle der Kathedrale am Grab meines Namenspatrons, des tapferen
KŠmpfers fŸr den wahren Glauben gegen die Mauren, die hl. Messe gefeiert und
vor dem Gnadenbild Mariens das der heilige Kšnig Ludwig von Frankreich dem hl. Kšnig
Ferdinand geschenkt hat, gebetet, dass auch in uns die Marienliebe nicht abnehme,
sondern wachse in wahrhaft kšniglicher Gesinnung, wie sie diesen beiden heiligen
Kšnigen eigen war.
Besonders beeindruckt waren wir
von Avila, der Geburtsstadt der hl. Teresa, die der verstorbene Papst Paul Vl.
zur WŸrde einer Kirchenlehrerin erhoben hat zusammen mit der hl. Caterina von
Siena.
In dem in eine prachtvolle Kirche
verwandelten Geburts- und Elternhaus der hl. Teresa haben wir die hl. Messe
gefeiert, ebenso im Kloster der Menschwerdung, in das Teresa als junges MŠdchen
eingetreten ist und ihre Reform des Karmeliterordens begonnen hat, und zwar mit
unglaublich gro§em Mut gegen allen Widerstand, weil sie von dem Ÿberzeugt war, was
sie in die bekannte Worte kleidete: "Nichts soll dich Šngstigen, nichts
dich erschrecken! Alles vergeht! Gott allein bleibt! Gott allein genŸgt!"
In Avila, im Elternhaus der hl. Teresa,
wurde auch in einer rŸhrend schšnen Feier des 40j.PriesterjubilŠums des
geistlichen Reiseleiters der Pilgerfahrt gedacht. Es war genau zur gleichen
Stunde, da in Rom der neue Papst gewŠhlt wurde.
Schlie§lich gelang es uns auch
noch, am Grab der hl. Teresa in dem kleinen Ort Alma de Tormes, wo die gro§e
KlostergrŸnderin und Ordensreformerin am 15.Oktober 1582 in der NŠhe der
berŸhmten UniversitŠtsstadt Salamanca gestorben ist, die hl. Messe zu feiern.
Auf der Heimreise aus Spanien
haben wir dann zwei Tage am gro§en franzšsischen Marienwallfahrtsort Lourdes
geweilt und dort zweimal die hl. Messe gefeiert:
Einmal in der oberen
Rosenkranzbasilika und einmal in frŸher Morgenstunde in der Grotte Massabielle,
wo die unbefleckt empfangene Gottesmutter der hl. Bernadette 18mal erschienen
ist. Auch wenn uns teilweise moderne VerŠnderungen in Lourdes missfallen, so
erlebt man doch Lourdes auch heute noch als die Stadt des Gebetes: Viel wird
gebetet an der Grotte und bei den BŠdern, viel wird auch gebetet beim
ergreifenden Kreuzweg, den wir gegangen sind, viel wird gebetet bei der
nachmittŠgigen Sakramentsprozession und Segnung der Kranken und bei der
abendlichen Lichterprozession.
Von Lourdes ging die RŸckfahrt
Ÿber Avignon, wo die PŠpste unglŸckseligerweise 70 Jahre lang von 1306 bis 1377
residierten, und Ÿber Savona an der italienischen MittelmeerkŸste, wo Papst
Pius VII. mehrere Jahre lang von Kaiser Napoleon gefangen gehalten wurde, nach Turin,
die einstige Residenzstadt der Kšnige aus dem Hause Savoyen und Hauptstadt der
italienischen Provinz Piemont.
Hier wurden uns die grš§ten Opfer
abverlangt. Wir durften hier aber auch in der Kathedrale die kostbarste
Passionsreliquie verehren, das Grabtuch von Turin, das heuer -zum ersten Mal
wieder seit mehreren Jahrzehnten - einen Monat lang zur Verehrung ausgestellt
wird. Darauf mšchte ich nun etwas ausfŸhrlicher zu sprechen kommen, weil wir ja
am morgigen Tag das Fest der Kreuzerhšhung und Ÿbermorgen das Fest der sieben
Schmerzen Mariens begehen! und es darum sicher angebracht ist, dass wir
gleichsam zusammen mit der Schmerzensmutter Maria dieses geheimnisvolle
Grabtuch betrachten, in das der hochheilige Leichnam Jesu nach der Kreuzabnahme
gehŸllt worden ist und in das sein zerschundener, von Hunderten von Wunden
zermarterter Leib und vor allem auch das Totenantlitz des gšttlichen
Schmerzensmannes abgedrŸckt worden ist.
Wir kamen mit unserem Autobus am
Samstag, 3.September um 9.45 Uhr am Rand der Millionenstadt Turin ab.
Verschiedene Hinweise gab es auf der Fahrt dahin, die unseren Autobus zur
Ausstellung des hl. Grabtuches, der Santa Sindone hinlenken sollten. Aber wir
wurden schon am Stadtrand von der Polizei gestoppt; es hie§, die Stadtmitte um
die Kathedrale herum sei total ŸberfŸllt von Pilgern, wir kšnnten mit dem
Autobus nicht hineinfahren. Wir wurden genštigt, mit einer alten, klappernden
Tram 20 Minuten zu fahren. Und als wir dann in der NŠhe der Kathedrale ankamen,
sahen wir die Tausende und Tausende von Pilgern, die alle warteten, um vor das
Hl. Grabtuch vorgelassen zu werden. Ein stundenlanges Anstellen und Warten in
hei§er Mittagssonne folgte nun mit sŸdlŠndischem LŠrmen und Sto§en bei
mangelhafter Organisation. Und doch lohnten sich die gebrachten Opfer, als wir
dann endlich in den Dom hineinkamen und einige Minuten betrachtend und betend
vor dieser heiligsten Passionsreliquie standen, die vor genau 400 Jahren nach
einer eigenartigen Pilgerfahrt aus dem Nahen Osten Ÿber Konstantinopel und franzšsische
StŠdte nach Turin in Italien kam.
Was hat es nun mit dem Grabtuch
von Turin, zu dem seit dem 28.August bis zum 8.Oktober hunderttausende GlŠubige
pilgern, fŸr eine Bewandtnis:
Eigenartig, wie keine andere
Reliquie war das Grabtuch von Turin schon im Mittelalter in der Echtheitsfrage
leidenschaftlich umstritten, seit es durch die Kreuzfahrer von Konstantinopel
nach Frankreich gebracht und zuerst
in der Stadt Besanon versteckt worden war. 1307 kam es in die HŠnde des Kreuzritterordens
der Templer, der bekanntlich ein tragisches Ende nahm; dann gelangte es in den
Besitz der Kanoniker von Lirey bei Troyes in Frankreich. Diese begannen, das
Grabtuch zur Verehrung auszustellen.
Der zustŠndige Bischof Peter de Arcis
von Troyes warf den Kanonikern aber vor, sie wŸrden das Grabtuch nur
ausstellen, um Pilger anzulocken und dabei Geld zu verdienen, dabei wŸssten sie
doch, dass das Grabtuch eine FŠlschung und das Antlitz Christi darauf nur ein
GemŠlde sei, denn schon sein VorgŠnger, Bischof Heinrich von Poitiers, habe das
Tuch untersuchen lassen und es sei dabei der Betrug herausgekommen.
Erst als das Grabtuch um die
Mitte des 15.Jahrhunderts in den Besitz des Herzogs Ludwig von Savoyen gekommen
war - es gehšrt heute noch dem ehemaligen italienischen Kšnigsgeschlecht derer
von Savoyen - da setzte sich immer mehr die †berzeugung durch, es handle sich
doch um das echte Grabtuch Jesu und damit um ein wahres Abbild Christi.
Am Ende des vorigen Jahrhunderts
brach aber der Streit um diese Reliquie erneut aus. Aus Anlass einer damaligen
Ausstellung des Grabtuches hatte der angesehene franzšsische Historiker Ulysse
Chevalier, kath. Priester und Kanoniker, alte Dokumente veršffentlicht, mit
denen die Unechtheit der Reliquie bewiesen werden sollte: Es handle sich, um
eine grobe FŠlschung, denn das ganze Tuch sei nichts als eine geschickte
Malerei.
Bei der Ausstellung des Turiner
Grabtuches im Jahre 1898 war das Tuch zum ersten Mal von einem Fotoamateur, dem
Juristen Secondo Pia, fotografiert worden. Naturwissenschaftler vor allem aus
Frankreich glaubten aus der Photographie beweisen zu kšnnen, dass es sich nicht
um ein Kunstwerk eines Malers handeln kšnne, das Bild auf dem Tuch sei vielmehr
der natŸrlich entstandene Abdruck des Leichnams eines Gekreuzigten, und dieser
Gekreuzigte kšnne niemand anderer sein, als Jesus von Nazareth.
Der unglŠubige Agnostiker Yves
Delage, ein bekannter Physiologe, vertrat diese Behauptung sogar am 21.April
1902 vor der Franzšsischen Akademie der Wissenschaften, deren Mitglied er war.
Argumente fŸr die Echtheit waren vor allem der Negativcharakter des Tuchbildes,
fŸr den es in der Geschieht der Kunst keine einzige Parallele gebe, desgleichen
die genaue anatomische und physiologische Richtigkeit und Exaktheit des
abgebildeten Gekreuzigten.
Die weitere Diskussion zwischen Historikern,
Medizinern und Humanwissenschaftlern verlief in der folgenden Zeit recht
unerfreulich. Es stand leider nur eine einzige photographische Aufnahme des
Ÿber 4 Meter langen Tuches zur VerfŸgung; und diese Aufnahme war noch dazu
unter denkbar ungŸnstigen Bedingungen erfolgt. Die Kunst der Photographie war
ja damals noch lange nicht so entwickelt wie heute. Der Photoamateur Dr. Juris
Secondo Pia hatte zur Beleuchtung keine richtigen Scheinwerfer, sondern nur
Bogenlampen, die er mit eigenen Generatoren betrieb und die ein stŠndig
flackerndes Licht gaben. Eine Beurteilung von Details auf dem Grabtuch, etwa
der Gewebestruktur der Leinwand oder der Eigenart der Blutspuren auf dem Tuch
usw., war an Hand dieser ersten Photographie nicht mšglich. Man warf
schlie§lich diesem Juristen, der die erste Photographie des Grabtuches gemacht
hatte Betrug vor. Dieser Jurist Secondo Pia konnte sich dagegen nicht einmal
wehren, weil das Tuch nach der Ausstellung im Jahre 1898 wieder in einem
silbernen Schrein eingeschlossen worden war, und somit ein Vergleich mit dem
Original nicht mehr mšglich war.
Das Jahr 1931 brachte eine Wende
in der Diskussion: Bei der in diesem Jahr
erfolgten neuerlichen Ausstellung des Grabtuches wurde es unter
fachlicher und notarieller Kontrolle durch einen damals fŸhrenden
Berufsphotographen G. Enrie fotografiert.
Jetzt standen zahlreiche
gro§formatige Aufnahmen, z.T. in direkter Vergrš§erung, zur VerfŸgung. Damit
konnten nun €rzte, vor allem Gerichtsmediziner, in die Diskussion Ÿber die
Echtheitsfrage eingreifen. Besonders ist da der damalige PrŠsident der
Gesellschaft der Chirurgen von Paris, Dr. Pierre Darbet, zu nennen, der sich
auf Grund seiner Untersuchungen, die er an den gemachten Photographien
anstellte, fŸr die Echtheit des Grabtuches entschied.
Auf der Gegenseite traten aber
mit besonderer Heftigkeit einige Exegeten vor allem in Frankreich und
Deutschland, z.B. der inzwischen verstorbene Passauer Neutestamentler Jos. Blinzler
in seinem Buch "Das Turiner Grablinnen und die Wissenschaft"(1952),
gegen die Echtheit auf.
Im Verlauf der letzten Jahre aber
hat sich von verschiedenen Seiten her ein všlliger Wandel der Situation ergeben
und zwar so, dass man kaum mehr wagt, an der Echtheit des Turiner Grabtuches zu
zweifeln, weil die Argumente, die dafŸr sprechen, zu stark und zu Ÿberzeugend
sind:
1. Die Behauptung, das Turiner
Christusbild auf dem Grablinnen sei nichts als Malerei, wagt heute niemand
mehr, der halbwegs mit der ganzen Materie vertraut ist, aufzustellen. Prof. J. Blinzler
hatte noch in seinem Buch von 1952 gemeint: "Man nimmt heute gewšhnlich
an, dass die Bilder(auf dem Turiner Grablinnen) durch behutsames und
wohlŸberlegtes Auflegen des Tuches auf einen entsprechend prŠparierten Kšrper
erzielt worden sind; zuletzt hat der KŸnstler durch geschicktes und
wohlberechnetes Aufgie§en von Blut oder einer anderen dunklen FlŸssigkeit jene
Stellen hervorgebracht, die er als Blutspuren verstanden wissen wollte;
schlie§lich hat er sich, um ein mšglichst realistisches Grabtuch zu schaffen,
auch antike oder doch wenigstens orientalische Leinwand besorgt (J. Blinzler
a.a.O.S.29f). Heute werden solche Behauptungen als všllig falsch hingestellt.
Im Oktober 1973 wurden vom
Grabtuch von Turin exaktere Aufnahmen in ultraviolettem Licht,
Infrarotaufnahmen, Ršntgenaufnahmen, Aufnahmen in durchscheinendem Licht
gemacht - das sind Methoden, mit denen schon manche KunstfŠlschungen bei
Bildern aufgedeckt wurden - fŸr das Turiner Grabtuch ergab sich dabei kein
einziger Anhaltspunkt fŸr eine Herstellung durch KŸnstlerhand.
Es wurden auch FadenstŸcke fŸr
textilkundliche und medizinische Untersuchungen entnommen, die ebenfalls
interessante Erkenntnisse erbrachten
Wichtig ist, dass es jetzt schon
ganz solide Anhaltspunkte fŸr das Alter des Turiner Grabtuches gibt: Da heute
kein vernŸnftiger Zweifel mehr besteht, dass es sich beim Turiner Grabtuch um
das Leichentuch eines Gekreuzigten handeln muss, die Todesstrafe der Kreuzigung
aber durch Kaiser Konstantin(+337) abgeschafft wurde, ergab sich, dass das Tuch
mindestens in die Zeit vor 300 n. Chr. ZurŸckreichen muss.
Dazu kam noch eine weitere hochinteressante
Feststellung: Zu den Mitgliedern des Gutachterkollegiums, das die Korrektheit
der neuen Aufnahmen des Grabtuches von Turin sicherzustellen hatte, gehšrte
auch der Leiter der wissenschaftlichen Abteilung der ZŸricher Kriminalpolizei
Dr. Max Frei-Sulzer. Er doziert Kriminalistik an der UniversitŠt ZŸrich und war
Vorsitzender der UNO-Kommission nach dem Tod des UNO-GeneralsekretŠrs Dag
Hammarskjšld. Es wurde ihm die Mšglichkeit geboten, mit Haftstreifen, wie sie
in der Kriminalistik Ÿblich sind, Proben von den vielfŠltigen Ablagerungen auf
dem Turiner Grabtuch zu entnehmen. Bei den nachfolgenden Untersuchungen unter dem
Licht-und Elektronenmikroskop wurden zahlreiche BlŸtenstaub-Pollenkšrner
festgestellt, darunter solche von Pflanzen aus dem Nahen Osten. Es konnten
dabei 11 Pflanzenarten aus PalŠstina und 8 aus Anatolien identifiziert werden.
Da die Geschichte des Turiner Grabtuches seit der Mitte des 14.Jahrhunderts
lŸckenlos belegt ist, muss sich das Grabtuch vorher im anatolischen und
palŠstinensischen Klimaraum befunden haben. Damit war die Behauptung einer
Herstellung des Tuches durch einen franzšsischen Maler des 14.Jahrhunderts
abermals ad absurdum gefŸhrt.
Der evangelische Schweizer Dozent
fŸr Kriminalistik Dr. Max frei-Sulzer ist Spezialist fŸr Indizienbeweise bei
MordfŠllen. Er meint nun, die Indizien, die dafŸr sprechen, dass der
Gekreuzigte, der in dieses Leichentuch gehŸllt war, Jesus Christus gewesen sein
muss, seien Ÿberaus zahlreich:
Nach Haar-und Barttracht des am
Tuch abgebildeten, komme nur ein Jude in Frage. Dazu kommen die Spuren von der
Dornenkrone, dann die Seitenwunde des Gekreuzigten und das aus der Seitenwunde
noch ausgetretene Blut und Wasser. Das alles deute sehr klar darauf hin, dass
der Gekreuzigte Jesus Christus gewesen sei. Noch gewichtiger ist die Tatsache,
dass dieser Gekreuzigte, der in dieses Leichentuch gehŸllt war, Ÿberhaupt
begraben wurde und zwar in einer ganz ungewšhnlichen Weise, die sich gerade
durch die besonderen UmstŠnde beim BegrŠbnis Jesu und durch die Eigenart seines
Grabes verstŠndlich machen lŠsst. †berdies stellte der Gerichtsmediziner sofort
fest, dass der Leichnam dieses Gekreuzigten nur zwei bis drei Tage in diesem
Tuch gelegen sein kann. Sonst wurden nŠmlich im Altertum Hingerichtete
normalerweise den Raubvšgeln Ÿberlassen oder in ein Massengrab geworfen,
nachdem man sie vorher in ihre eigenen Kleider gewickelt hatte. Beim Gekreuzigten
vom Grabtuch von Turin aber handelt es sich um einen Gekreuzigten, der in ein 4
m langes Leintuch gewickelt und in ein besonderes Grab gelegt wurde, aus dem er
nach drei Tagen verschwunden ist.
(Es ist sonst auch unmšglich, die
Leinwand von der Wunde loszulšsen, ohne das Bild der Blutgerinnung zu
beschŠdigen. Beim Turiner Grabtuch aber geschah das.)
Gewšhnlich wurden die
Gekreuzigten an das Kreuz durch Stricke gefesselt, der Gekreuzigte vom Grabtuch
von Turin aber ist mit NŠgeln an das Kreuz genagelt worden. Es ist auch von
keinem Gekreuzigten der Antike sonstwie bekannt, dass er mit einer Dornenkršne
gekršnt worden wŠre; beim Gekreuzigten des Turiner Grabtuches aber war das der
Fall.
Sonst wurde der Gnadensto§ einem
Gekreuzigten dadurch gegeben, dass ihm die Beine durch einen Stockschlag zertrŸmmert
wurden. Der Gekreuzigte des Grabtuchs von Turin aber ist am Brustkorb
durchbohrt worden, als er bereits tot war.
Die Hingerichteten haben
normalerweise ihren Geist unter verzweifelten Grimassen aufgegeben, der
Gekreuzigte des Turiner Grabtuches aber weist im Negativ, das beim Fotografieren
zum Positiv wird, eine "erschreckende Schšnheit und eine Ÿbermenschliche
MajestŠt sowie eine unerklŠrliche erhabene Haltung" auf, wie mit Recht
behauptet worden ist.. Ist also der Gekreuzigte des Grabtuchs von Turin unser
Herr und Heiland Jesus Christus? Es bleibt fast kein Zweifel mehr!
Wenn dem so ist, dann kšnnen wir
nicht blo§ Ÿber die Statur und Grš§e des Gottmenschen Jesus Christus eine
Feststellung machen, denn der Gekreuzigte des Leichentuchs von Turin war 1,75 m
gro§, wir kšnnen dann vor allem erschŸtternde Feststellungen Ÿber die Passion
Jesu machen:
Spuren des Sturzes unter der Kreuzeslast -wir denken an die 3.,7. und 9.
Station des Kreuzweges Jesu- sind auf dem linken Knie des am Turiner Grabtuch
abgedrŸckten Leichnams abzulesen.
Aufschlussreich ist am Grabtuch von Turin auch die Stelle, wo der
Gekreuzigte zur Annagelung durchbohrt wurde: Die KŸnstler verlegen bei der
Darstellung eines Kreuzesbildes oder eines Kruzifixes die Wunden von der
Annagelung der HŠnde fŸr gewšhnlich in die HandflŠchen. Die Anatomie sagt uns
aber, dass eine solche Annagelung unmšglich sei, wenn der Kšrper lŠngere Zeit
am Kreuze hŠngenbleiben und nicht herunterstŸrzen soll. Die Annagelung muss in
der Handwurzel zwischen den Knšchelchen des Handgelenks erfolgen. Und genau
diese Art der Annagelung zeigt sich am Grabtuch von Turin. Vergessen wir nicht,
dass bei dieser Art der Annagelung in der Handwurzel der hineingetriebene Nagel
den mittleren Nerv verletzte und einen furchtbaren Schmerz hervorrufen musste
und den Daumen in das Handinnere hineinzog. TatsŠchlich ist am Grabtuch von
Turin der Daumen des Gekreuzigten nicht sichtbar.
Auch die F٤e des Gekreuzigten am Grabtuch von Turin sind durchbohrt
worden, aber so, dass sie Ÿbereinander mit einem einzigen Nagel angeheftet
wurden. Das Blut auf der ganzen Fu§sohle erweckt den Gedanken, dass der rechte
Fu§ unmittelbar am Holz des Kreuzes haftete, wŠhrend der linke Fu§, in der
Leichenstarre zusammengezogen, darŸbergelegt war. Die BlutbŠchlein, die sich an
den Handgelenken und an den Unterarmen des Mannes, der in das Grabtuch von
Turin gehŸllt war, bildeten, lassen auf eine lange durchstandene Agonie bei ausgestreckten
Armen und bei starker Neigung nach vorne schlie§en.
Der Gnadensto§ wurde -wie gesagt - den zum Tod Verurteilten in der
Antike durch Brechen der Beine gegeben. Der Mann des Grabtuchs von Turin aber
hat die Beine intakt, hat aber eine ganz auffallende Wunde am Brustkorb mit
einem Strom von Blut und Serum. Die Wunde am Brustkorb des Mannes vom Grabtuch
von Turin wurde durch eine spitze Klinge, die ršmische Lanze hervorgerufen. Die
Lanze des Hauptmanns durchdrang die sechste Rippe und traf das Herz. "Sogleich
floss Blut und Wasser heraus. Der dies gesehen hat, legt Zeugnis dafŸr ab. Und
sein Zeugnis ist wahr. Und er wei§, dass er die Wahrheit sagt, damit auch ihr
glaubt!" So schreibt der Apostel und Evangelist Johannes(Joh 19,35).Sein
Zeugnis ist wirklich wahr, wie sich nun am Grabtuch von Turin herausgestellt
hat.
Stellen wir uns nun mit dem
Apostel Johannes im Geiste an die Seite der Schmerzensmutter Maria. Man hat den
Leichnam Jesu nach der Kreuzabnahme in ihren Scho§ gelegt. Betrachten wir mit der
Schmerzensmutter die Wunden am zermarterten Leichnam Jesu und bitten wir Maria:
"Mutter, drŸck die Wunden, die dein Sohn am Kreuz empfunden, tief in unsre
Seelen ein!"
Maria war dann dabei, als Joseph
von ArimathŠa und Nikodemus den Leichnam Jesu in reine Leinwand wickelten und
in ein neues Grab legten. Darin lag Jesus bis zu seiner glorreichen
Auferstehung.
Das Grabtuch fanden die Apostel
nach der Auferstehung Jesu im leeren Grab. FŸr die Juden war das, was mit einem
Toten in BerŸhrung gekommen war, gesetzlich unrein und wurde darum gemieden.
Die ersten Christen aber werden das Grabtuch Jesu aufbewahrt und versteckt
haben. Es wanderte dann auf eigenartige Weise von PalŠstina nach
Konstantinopel, von Konstantinopel in der Kreuzfahrerzeit nach Savoyen und von
dort schlie§lich vor genau 400 Jahren nach Turin.
Es ist wohl die ergreifendste
Passionsreliquie unseres Herrn und Heilands. Sie hat uns unsagbar viel zu
sagen, wenn wir sie in der Gesinnung Mariens in Liebe und Dankbarkeit
betrachten.
Ich mšchte aber sagen: Es gibt
noch eine viel viel kostbarere Passionsreliquie, die uns allzeit zugŠnglich
ist: Es ist der Leib unseres Herrn und Heilands im Hl. Sakrament. Es ist ja
derselbe Leib, der am Kreuze hing in Todesnot und dann im Grabe lag und am
dritten Tag glorreich auferstand. Bewahren wir uns den Glauben an die wahre, wirkliche
Gegenwart des Leibes und Blutes Christi in der Hl. Eucharistie und empfangen
wir den Leib Jesu immer in der Gesinnung der Schmerzensmutter Maria, in
grš§tmšglicher Ehrfurcht und Liebe und sagen wir dem gekreuzigten Heiland, was
wir Pilger vor dem Grabtuch Jesu im Dom zu Turin Ihm gesagt haben: "Wir
beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich, denn durch Dein heiliges
Kreuz hast Du die ganze Welt erlšst!"
Denken wir bei jeder hl. Kommunion,
wenn wir den Opferleib und das Opferblut unseres Herrn und Heilands empfangen,
immer auch an die Schmerzensmutter: Denn ãfŸr seiner BrŸder Schulden: Sah sie
Jesus Marter dulden,/ Gei§eln, Dornen, Spott und Hohn./ Sah Ihn trostlos und
verlassen/ An dem blut'gen Kreuz erblassen,/ Ihren lieben, einz'gen Sohn".
Bitten wir am Schluss dieser
Karfreitagsbetrachtung Ÿber das Grabtuch von Turin:
"Gib, o Mutter, Born der
Liebe,/dass ich mich mit dir betrŸbe,/ dass ich fŸhl die Schmerzen dein! / Dass
mein Herz von Lieb' entbrenne,/ dass ich nur noch Jesus kenne,/ dass ich liebe
Gott allein. / Heil'ge Mutter, drŸck die Wunden,/ die dein Sohn am Kreuz
empfunden,/ tief in meine Seele ein.
Ach, das Blut, das Er vergossen,/
ist fŸr mich dahingeflossen/ lass mich teilen Seine Pein./ ...
Lass mich Christi Tod und
Leiden,/ Marter, Angst und bittres Scheiden/ fŸhlen wie dein
Mutterherz..."